Warum wir unseren Eltern nichts schulden!

Viele Eltern der Kriegsenkel*innen sind in einem Alter, in dem sie sich langsam aus dem Leben verabschieden. Vor diesem Hintergrund habe ich in meiner Praxis immer wieder mit der Frage zu tun: Wie kann ich mich von Eltern verabschieden, zu denen ich Zeit meines Lebens ein angespanntes Verhältnis hatte?

"Zum Vater hatte ich noch nie eine richtige Verbindung. Er hat mich noch nie gesehen, geschweige denn anerkannt. Und heute soll ich mich wieder um ihn kümmern?"

Das sind Fragen, die in der letzten Zeit in meinen Gesprächen mit Kriegsenkel*innen großen Raum einnehmen. Schließlich werden die Eltern der Kriegsenkel*innen immer älter und häufig pflegebedürftig. Wie soll man denn jetzt mit Mutter oder Vater umgehen, zu denen man ein Leben lang ein Verhältnis hatte, in dem die Bedürfnisse der Kinder keinen Platz hatten, weil die Eltern traumatisiert waren?

Kriegsenkel pendeln hier meistens zwischen einem Entweder - Oder hin und her: Entweder kümmere ich mich um meine Eltern und vergesse alles, was sie mir angetan haben, oder ich breche den Kontakt ab, weil ich genau das nicht kann und nicht mehr will.

Für die meisten erzeugt diese Haltung jedoch ein neues Problem: Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen werden zu ihren ständigen Begleitern. Denn gesellschaftlich ist es nicht erlaubt, den Kontakt zu den Eltern abzubrechen, egal, wie sie ihre Kinder behandelt haben! Zumeist werden diejenigen schief angeguckt, die den Kontakt abgebrochen haben. Kaum jemand macht sich die Mühe, nach den guten Gründen für den Kontaktabbruch zu fragen. Vielmehr wird dann wieder von den Nachkommen verlangt, das Verhalten der Eltern zu verzeihen.

Viele Kriegsenkel*innen müssen sich nicht lange erinnern, sie wissen es noch, als wäre es gestern gewesen: Diese Eltern haben ihre Kinder noch geprügelt oder auf andere Weise gequält, haben tagelang nicht mit ihren Kindern gesprochen, sie wie Luft behandelt...

Heute sind die Eltern oftmals auf Pflege angewiesen und erneut werden die (Kriegsenkel-)Kinder in die Pflicht genommen, sie zu pflegen. Aber schulden Kinder ihren Eltern etwas?

Dieser Frage möchte ich gern im LiveCall#Kriegsenkel am Mittwoch, 3.7.19, um 18.30 bis 19.30 Uhr, nachgehen und die Grammatik der Beziehung zwischen Eltern und Kindern, aber auch die anderer Beziehungen reflektieren, so wie es Barbara Bleisch in ihrem klugen Buch "Warum wir unseren Eltern nichts schulden" (München 2018) getan hat.

Wenn Du Dich hier einwählst, dann bist Du dabei:
zoom.us/j/760197142

Dieser Call ist absolut kostenfrei. Probiere es vorher aus, ob Du einen Zugang bekommst. Solltest Du Schwierigkeiten haben beim Einwählen, einfach noch einmal rein- und rausgehen. Dann klappt es meistens.

Ich freue mich auf Dich!

Bis dahin, herzliche Grüße!
Ingrid Meyer-Legrand

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