KriegsenkelLab
Wie aus den Familiengeschichten der Kriegsenkel Kraft entsteht!
Das KriegsenkelLab ist ein Ort für Ihre Geschichten und Ihre dringenden Fragen rund um das Thema
Endlich Ankommen – privat und beruflich!
Im KriegsenkelLab experimentieren wir mit neuen Haltungen in Bezug auf Ihre Fragen, die Sie aktuell beschäftigen.
„Ich fühle mich immer wie „auf der Flucht“ – viele Job- & Wohnortwechsel – ich fange immer wieder neu an. Davon will ich weg. Ich will endlich ankommen und ernten!“
„Ich bin diejenige, die immer die Konflikte anspricht. Ich übernehme viel Verantwortung und greife die unausgesprochenen Aufträge der anderen auf. Damit mache ich mir meistens keine Freunde. Wie kann ich auf einer Arbeitsstelle ankommen, ohne mich zu verbiegen?“
„Bei uns herrscht Schweigen darüber, was die Großeltern i in der Nazi-Zeit gemacht haben. Aber, ich spüre, dass da etwas ist, und es macht, dass ich mich selbst nicht gerade hinstellen kann, dass ich Erfolg vermeide. „
Erkennen Sie sich darin wieder? Sind das auch Ihre Fragen? Auf diese und ähnliche Fragen werden wir gemeinsam neue Antworten entwickeln. Schließlich sollen auch Sie eines Tages sagen können:
„Bei mir hat sich der Fokus verändert, weg vom defizitären Blick, von den negativ empfundenen und immer wieder hinderlichen Altlasten (Mustern, heimlichen Aufträgen) aus der Herkunftsfamilie hin zu den daraus erwachsenen Kompetenzen und Lebensstrategien, durch eine Neubewertung der Familie. Seitdem ist alles leichter geworden.“
„Du hast – als erste, soweit ich weiß – eine befreiende Wendung in die Kriegsenkelthematik gebracht: Vom Problem zur Lösung; „Immer-wieder-neu-Anfangen“ nicht nur zu müssen, sondern tatsächlich zu können. Darin erkenne ich mich gerade genau wieder! Ich bin dabei, in meinem Leben noch einmal einen großen Sprung zu wagen.“
Feedback auf das KriegsenkelLab.
Feedback von K.H. zum KriegsenkelLab
7 Frauen finden sich ein. Ich fühle mich spontan wohl. Erhoffe mir Mut und Auftrieb.
Jede berichtet kurz über sich, was sie herführt, was ihre aktuelle Frage ist, und was das mit ihrer Familie auf sich haben könnte.
Wir bekommen individuell einen kleinen Auftrag für eine assoziative Zeichnung in Bezug auf unsere Herkunft und unsere aktuelle Lebensfrage. Die Ergebnisse sind erstaunlich, hilfreich, schlüssig.
Als die Reihe an mir ist, stellt Frau Meyer-Legrand mir nur 2 Fragen, die für mich exakt treffen und mich ad hoc einen Erkenntnisschritt weiterbringen:
Wer solltest Du sein, was wollte Deine Familie, was solltest Du werden ?
Nichts. Sie wollten nichts von mir. Es gab kein Bild, keine Vorgabe, keine Forderung oder Referenz. Alles musste ich alleine finden, entscheiden und auch tragen. Es gab keine Widerworte der Eltern, eher ratlose Zustimmung, aber eben auch keine Ermutigung oder ideellen Anteil: Super! Mach das. Wir stehen hinter Dir und Du wirst das schaffen!
Diese Rat - und Referenzlosigkeit begleitet mich bis heute.
Woran erkennst Du, dass Du zu dieser Familie gehörst ?
Da muss ich nachdenken. Mir fällt nichts ein.
Dann schlagartig: Die Angst. An der gemeinsamen, verinnerlichten Angst, die als Thema unter unserem Alltag lag, erkenne ich, dass ich eine von ihnen bin. Im Fühlen, in dieser emotionalen Grundstruktur bin ich mit den Eltern, den Geschwistern, der Großmutter, die mich aufgezogen hat, der Sippe verbunden, gehöre aus Loyalität dazu.
Wenn es in meinem Leben Unsicherheiten gibt, größere Veränderungen, Herausforderungen, dann suche ich meine Heimat in der Angst. Mir vertraut. Es ist wie ein Suchtverhalten. Es leuchtet mir ein.
Im KriegsenkelLab höre ich:
Ein Ausweg aus der Angst ist das Trauern.
Trauern um das Kind, das ich nicht sein konnte, weil es ... nicht möglich war, denn ich war eher in der Elternrolle, als in der des Kindes. Es sei heilsam, mein Leid jetzt in den Focus zu stellen, in der Rückschau und im Jetzt. Das Leid, das früher nie wichtig war, denn, wie soll es denn mithalten mit den Erzählungen von Zwangsarbeit, Lagerleben, verfolgt werden, mit dem Schnee und der Kälte Sibiriens, mit Männern mit Säbeln in Tadschikistan, lauernden Wölfen im Wald auf dem Heimweg in der Nacht, mit Lungenentzündung und einem kleinen Kind an der Hand ? Und niemandem, der einem helfen will, niemand der einem die Tür öffnet und etwas zu essen abgibt ? Mithalten mit Hungergeschichten, wo ein Stück Brot zwischen den Kindern aufgeteilt werden muss, die den ganzen Tag darauf gewartet haben und danach immer noch vom Hunger gequält werden ? Vom heimlichen Sahne stehlen, vom Bäume fällen müssen im Wald, mit den Armen meiner Großmutter, genauso dünn und schwach wie meine eigenen? Mit den vielen unausgesprochenen Leiden, die uns Kriegsenkeln wohl nicht erzählt wurden. Von eingefrorenen Leichen in Flüssen, um den Weg für die Fuhrwerke befahrbar zu machen, von der Beerdigung des Großvaters, zu der die Großmutter alleine fahren musste - wieder durch den Schnee, mit einem Pferdeschlitten, hinten drauf der Sarg und auf dem Sarg die Oma, sich daran festklammernd?
Wie soll das jemand verstehen und verkraften?
Das wurde ich als Kind immer wieder gefragt. Wie soll ich das als Kind oder Teenager verstehen und verkraften und wie sollte ich da meine kleinen Sorgen platzieren? Um Freundschaften, die mir schwerfallen, um Hausaufgaben, blöde Lehrer, Angst vor der Klassenarbeit, erste Periode, erste Lieben, um Ängste in der Nacht, um Zahnarztbesuche oder Bauchschmerzen, die ich als Kind selbst nicht begründen kann. Nur schon mit 4 Jahren weiß ich, dass etwas fehlt. Dass ich nicht sicher bin. Dass ich nicht schlafen kann.
Diese Gedanken rauschen beim Aufschreiben durch mich hindurch. Wie sehr mich diese Geschichten belastet haben, war mir gar nicht so bewusst. Es ging eigentlich nie um mich.
Zuhause: Eine Kerze anzünden und trauern.
Täglich 10 Minuten. In kleinen Dosen. Um das Mädchen, dass ich nicht wirklich sein konnte. Es klappt nicht. Die Tränen kommen, wann sie wollen. Bei einem ergreifenden Song im Radio, bei den Nachrichten, beim Anblick des wunderschönen Gesichts meines Sohnes. Oder sie kullern morgens beim Anziehen, wenn mein Freund einfach nur aufsteht, Kaffee trinkt und unbeschwert zur Arbeit geht, und fragt was hast Du heute zu tun? Ich sage: Ich? Ach ich muss mal eben trauern und mein Kriegsenkeltrauma bewältigen, ich kauf auch noch was zum Abendessen ein…
Dann finde ich es wirklich lästig und zum Heulen. Wieso muss ich das mit mir rumschleppen, hier, im schicken Prenzlberger Leben, wo diese mich umtreibenden Gefühle so gar nicht hinzupassen scheinen? Aber mit Humor gegen die Ängste vorzugehen, das ist eine Kraft, die ich mitbekommen habe, auch eine starke Familientradition bei uns.
K.H.